Der Peinherrnhoif im Winter

DIE BOTSCHAFT DER INDIANER


HISTORISCHES
VERGANGENES
KULTURELLES
INDIANISCHES
PERSÖNLICHES

































Die Indianer stehen vor den heiligen Steinen. Sie beten und hören in ihre Herzen hinein, die schwer von Trauer sind. Alles was sie wollten, war in Frieden leben, alt werden und nie wieder in einen Krieg ziehen müssen. Und doch hören sie hinter dem Horizont das hässliche Geräusch von doppelzüngigem Geplapper und eindringenden Maschinen, die der heiligen Heimat ihren Stempel aufdrücken wollen.

Es ist Magie an diesem Ort. Es ist die Kraft einer Schwingung, die selbst die Menschen in den benachbarten Häusern spüren. Es ist ein Zauber, den man nicht für Geld kaufen kann. Man kann ihn weder kaufen noch erben noch eintauschen noch sonstwie sich einfach aneignen - auch wenn manche glauben, es  genüge, etwas Geld auf irgend einen Tisch zu legen, um Besitzer eines solchen Ortes zu werden.

Nein, sagen die Indianer, die es besser wissen, denn sie leben schon seit ewigen Zeiten hier. Nachts hören sie den uralten großen Herzschlag des Hauses und führen lange, vertraute Zwiegespräche mit ihm. Ihre Wurzeln sind in enger Umarmung verschlungen, ja fast verwachsen mit den Wurzeln der Bäume und den Steinen dieses Ortes, so lang schon sind sie Hüter und Bewahrer seiner besonderen Magie.

Nein, sagen die Indianer, juristische Macht hat nichts mit moralischem Recht zu tun. Das Recht, diesen Ort wahrhaftig euren Ort zu nennen, könnt ihr euch nicht kaufen. Er ist viel zu groß für euch, viel zu stark, zu alt, unerreichbar für Kleingeister. Ihr könnt euch nicht die Wahrheit kaufen. Solche Dinge muss man sich verdienen, durch Respekt, durch Liebe, durch Sorgfalt, durch die Demut, aus der wahre Verbundenheit entsteht. Nein, sagen die Indianer, was ihr euch kaufen könnt, ist allenfalls ein Fetzen Papier, auf den irgendjemand geschrieben hat, dieser Ort gehöre euch und ihr könntet darüber verfügen.

Es mag stimmen, dass Fremde eine Art Macht darüber haben, ob hier Frieden sein kann oder nicht. Doch der Geist, der Zauber und die Magie, die Seele dieses Hauses und dieses Landes können niemals gezwungen werden, schon gar nicht zum Bleiben, nicht mit aller Herrschsucht, nicht mit aller Kraft.

Ja, es mag schon stimmen, dass Besitzer eines Fetzens Papier diesen Ort stören könnten, zerstören sogar. Doch jemandem, ob Mensch oder Tier oder Pflanze, sein angestammtes geliebtes Heim und seine heiligen Plätze zu nehmen, kann den Zerstörern nur Unglück bringen. Und glaubt es ruhig - es wird euch Unglück bringen. So wie sich anderenorts im Großen die ganze Menschheit selbst vernichtet, aus fehlendem Respekt, aus selbstherrlicher Übergriffigkeit und Gier, in ihrem Drang, alles und jedes nach eigenem Gutdünken zu verändern, zu benutzen, auszubeuten, so vernichten sich im Kleinen auch die Störenfriede jedes einzelnen kleinen Paradieses selbst, vernichten sich und ihre Seelen.

Dieser Ort ist niemandes Besitz und wird es niemals sein. Alle guten Geister verlassen ihn im selben Augenblick, da respekt- und herzlose Störenfriede ihre gierigen Finger danach ausstrecken. Alles was denen dann noch zu besitzen bleibt, ist ein Fetzen Papier, ein Haufen seelenloser Mauern, die Schuld einer zerstörten Lebenswelt und alle Tage ihres Lebens der mächtige Fluch eines alten Indianers, dem ein weiteres Mal das Herz gebrochen wurde: Fürchtet euch, fürchtet euch jeden Tag und jede Nacht. Denn alles, was ihr diesem Paradies und seinen Lebewesen antut, kommt mit gnadenloser achtzigfacher Wucht auf euch zurück. Alles.

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